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Senile Bettflucht – Ursachen und mögliche Gegenmaßnahmen

Das nachlassende Schlafbedürfnis im Alter bezeichnet man im allgemeinen Sprachgebrauch nicht selten als „senile Bettflucht“. Kennzeichnend ist hier vor allem das extrem frühe Aufwachen, oft schon um 4 Uhr morgens. Für die Betroffenen ist das allerdings meist wenig dramatisch, denn sie selbst fühlen sich völlig ausgeruht.
Besonderheiten
  • Schlafbedürfnis sinkt im Alter
  • scherzhafter Begriff
  • nur selten ernsthafte Ursache
  • Behandlung möglich
Das Wichtigste zusammengefasst
  • Ein verringertes Schlafbedürfnis ist im zunehmenden Alter vollkommen normal. Der menschliche Biorhythmus verändert sich ab einem Alter von 20-30 Jahren zugunsten des Frühaufstehens.
  • Rund 60 Prozent der über 60-Jährigen sind vom Phänomen der senilen Bettflucht betroffen.
  • Selten gibt es auch schwerwiegende Ursachen der Schlafstörung, doch normalerweise ist eine Behandlung dieses Phänomens nicht nötig.

Was bedeutet senile Bettflucht?

Senior*innen stehen im Alter nicht selten schon um 4 oder 5 Uhr morgens auf. Dieses Phänomen bezeichnet der Volksmund als senile Bettflucht. Der Begriff ist zunächst scherzhaft gemeint und stellt keineswegs eine Erkrankung dar.

Das Schlafbedürfnis reduziert sich auf bis zu 5 Stunden pro Nacht. Dabei verkürzen sich die einzelnen Tiefschlaf- und Traumphasen, während die Wachphasen zunehmen. Gleichzeitig wird der Schlaf insgesamt leichter, sodass schon kleinste Geräusche zum Aufwachen führen können.

Sinkendes Schlafbedürfnis im Alter

Jeder Mensch verfügt über eine innere Uhr, den sogenannten zirkadianer Schrittmacher. Dieser sitzt im Gehirn und stellt eine kontinuierliche Verbindung mit den Zellen im Körper her. Das Resultat ist ein Rhythmus, der die genetischen Grundlagen dafür legt, ob ein Mensch eher als Frühaufsteher oder als Morgenmuffel durch die Welt geht.

Tendenziell sind junge Menschen eher nachtaktiv. Das bleibt allerdings nur bis etwa zum 20. oder 30. Lebensjahr konstant. Dann beginnt sich der Rhythmus immer weiter nach vorne zu verschieben – bis im Alter die morgendliche senile Bettflucht eintritt.

Neben dem Alter spielen natürlich auch andere Faktoren wie Schlafumgebung, Einnahme von Medikamenten oder Kaffeekonsum eine Rolle beim individuellen Schlafbedürfnis.

Senile Bettflucht – erstmals Forschungsthema

Eine Gruppe aus Schweizer Forscher*innen hat untersucht, weshalb sich die innere Uhr im Alter verändert. Schließlich kontrolliert diese gleich eine ganze Reihe wichtiger Körperfunktionen wie Körpertemperatur, Schlaf, Verdauung und Blutdruck. Gesteuert wird eine solche Uhr durch den Lichteinfall in die Augen.

Die biologische innere Uhr kommuniziert wiederum mit anderen Uhren in den Körperzellen, wo Uhren-Gene Proteine codieren. Diese wiederum generieren zelluläre molekulare Rhythmen. Oft hat ein solcher Rhythmus eine Länge von ca. 24 Stunden, kann sich durch unterschiedliche Einflussfaktoren aber auch verkürzen oder verlängern.

In einem komplexen Prozess haben die Forscher*innen nun Hautbiopsien von sowohl jungen als auch älteren Proband*innen entnommen und mit einem Gen der Feuerfliege modifiziert. So konnten die Zellen Bioluminiszenz emittieren, wodurch die Aktivität der biologischen Uhr sichtbar wurde. Eine Behandlung der Zellen mit dem Serum älterer Menschen führte zu einer Verkürzung der Periodenlänge.

So konnten die Forscher*innen erstmals nachweisen, dass sich nicht das Zusammenspiel der molekularen Strukturen verändert, sondern vermutlich zirkulierende thermolabile Faktoren verantwortlich sind. Diese sind hormonellen Ursprungs und wären damit pharmakologisch behandelbar.

Mögliche Ursachen

Weniger wissenschaftlich als bei den Schweizer Forscher*innen lassen sich die möglichen Ursachen z. B. auf eine reduzierte Melatonin-Ausschüttung zurückführen. Vor allem bei Personen mit einer Demenzerkrankungen fällt diese stark ab, sodass ein unruhiger Schlaf besonders auffällig ist.

Daneben gibt es weitere mögliche Ursachen wie beispielsweise:

  • Lichtmangel
  • der Körper ist schlichtweg nicht ausgelastet
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
  • Darmerkrankungen
  • Tumorbildung
  • Demenz

Senile Bettflucht behandeln?

Kleine Veränderungen des Schlafverhaltens sind vollkommen normal und stellen keinen Grund zur Sorge dar. In der Regel lässt einfach nur die Ausschüttung des Hormons Melatonin nach, sodass sich der Körper weniger müde fühlt. Nur, wenn sich Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum erstrecken, lohnt sich die Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin, denn dann kann die Ursache der senilen Bettflucht auch auf eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, Darms oder auch einen Tumor hindeuten.

Qualität des Schlafs verbessern

Liegt kein ernsthaftes Problem vor, dich nervt der veränderte Schlafrhythmus jedoch, kannst du einige Maßnahmen ergreifen, um deine Schlafqualität zu verbessern:

  • Handy und Fernseher ca. eine Stunde vor dem Schlafengehen ausschalten: Das Blaulicht beansprucht nicht nur die Augen stark. Vielmehr können die neuen Eindrücke und Informationen verhindern, dass das Gehirn abschaltet und entspannt, sondern diese weiterverarbeitet.
  • Verzicht auf Koffein und Alkohol, spätestens ab 16 Uhr
  • Schlafrhythmus entwickeln: Geh erst bei Müdigkeit schlafen und stehe erst auf, wenn du vollkommen erholt bist. Zudem kann es helfen, auf den Mittagsschlaf zu verzichten.
  • Regelmäßiges Sporttreiben, das den Körper auspowert
  • Menschen, die ihre Alltagssorgen abends mit ins Bett nehmen und darüber grübeln, tun gut daran, ein Tagebuch zu schreiben. Diese Methode ist psychologisch erwiesenermaßen hilfreich, um die Sorgen aus den Träumen zu verbannen.
  • Nutze autogenes Training oder Meditation. Auch ätherische Öle wie Lavendel wirken entspannend.
  • Natürliche Präparate wie Baldrian, Melisse und Hopfen tragen zur Entspannung und Beruhigung des Körpers bei.

Weiterführendes

Diese Maßnahmen helfen gegen Schlafstörungen:

Auch NDR Visite hat Tipps gegen einen unruhigen Schlaf:

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