Ist Demenz vererbbar?
- nicht jede Form
- Genmutationen dominant
- rund 5 % der Demenzfälle
- direkter Verwandtschaftsgrad steigert Risiko
- Man geht davon aus, dass rund 5 Prozent aller auftretenden Demenzfälle direkt auf eine Vererbung zurückzuführen sind.
- Liegt eine Genmutation vor, führt diese zu 100 Prozent zu einer Demenz. Das Risiko eines direkten Nachkommens liegt damit bei 50 Prozent, wenn ein Elternteil diese Mutation aufweist.
- Es gibt verschiedene Ursachen, die eine der verschiedenen Demenzformen auslösen können. Damit ist auch nicht jede Art der Demenz vererbbar.
Die Wahrscheinlichkeit der vererbten Demenz
In der Vergangenheit ging man fest davon aus, dass Demenz nicht an die eigenen Kinder oder Enkelkinder vererbt werden kann. Inzwischen haben Studien ergeben, dass es bei 5 Prozent der erkrankten Personen andere Familienmitglieder gibt, die ebenfalls an Demenz erkrankt sind.
Die Alzheimer Forschung Initiative e. V. geht davon aus, dass jedoch nur rund 2 Prozent der Demenz auf eine rein erbliche Ursache zurückzuführen sind. Ist das der Fall, wird die Demenz autosomal dominant vererbt – und folgt dabei den klassischen Regeln der Vererbungslehre.
Hier reicht dann ein einziges mutiertes Gen aus, damit die Demenz ausbricht. Und auch bei der Hälfte der Nachkommen einer solchen betroffenen Person ist die Mutation dann vorhanden. Das Risiko einer Erkrankung liegt dann bei 100 Prozent.
Ein enges Verwandtschaftsverhältnis steigert das Risiko
Aufgrund der dominanten Vererbung ist das Risiko einer Demenzerkrankung bei Verwandten ersten Grades um ein Vierfaches höher als bei einem entfernten Verwandtschaftsgrad.
Insgesamt liegt die Wahrscheinlichkeit einer Demenz bei rund 20 Prozent, wenn es in der eigenen Familie – in der Regel eines der Elternteile – bereits eine Erkrankung gibt. Bei Verwandten zweiten Grades – Großeltern, Neffen und Nichten oder Tanten und Onkel) reduziert sich das Risiko auf 10 Prozent.
Für Alzheimer-Demenz verantwortliche Gene
Bislang gibt es drei Gene, die für eine erbliche Demenz verantwortlich sind. Bei der Mutation eines dieser Gene tritt Demenz in jedem Fall auf:
- Präsenilin 1 (Chromosom 14)
- Präsenilin 2 (Chromosom 1)
- Gen für das Amyloid-Vorläufer-Protein (Chromosom 21)
Daneben steigert das ApoE4-Gen, das eigentlich den Fettstoffwechsel im Gehirn reguliert, das Erkrankungsrisiko. Rund die Hälfte aller Alzheimer-Patient*innen trägt diese Genvariante in sich. Umgekehrt ist das Vorhandensein dieses Gens jedoch kein Garant dafür, dass man an Demenz erkrankt.
Familiär-bedingte und plötzlich auftretende Form der Demenz
In nur rund 5 Prozent der Fälle ist die frühe Form der Demenz genetisch bedingt. Dabei ähnelt der Verlauf der plötzlich auftretenden, sporadischen Form der Demenz bezüglich der Veränderungen im Gehirn und der Erkrankungsdauer. Allerdings tritt die erblich bedingte Demenz bereits im Alter von 30-60 Jahren auf. Bei der altersbedingten Demenz zeigen sich die ersten Symptome meist erst ab dem 65. Lebensjahr.
Erblichkeit der vaskulären Demenz
Die vaskuläre Demenz ist die am zweithäufigsten auftretende Form der Demenz. Die Ursachen liegen hier in einer chronischen Durchblutungsstörung des Gehirns, einem unregelmäßigen Herzrhythmus, dauerhaft hohem Blutdruck oder einer Arteriosklerose. Diese Form verläuft eher schubweise und geht sowohl mit Gedächtnisstörungen als auch Stimmungsschwankungen einher.
Anders als die Alzheimer-Demenz ist die vaskuläre Demenz nicht vererbbar. Das Auftreten wird jedoch durch einige Risikofaktoren beeinflusst, die die Krankheit begünstigen. Einige von ihnen sind wiederum genetisch bedingt.
Ist Parkinson-Demenz (Lewy-Körperchen-Demenz) vererbbar?
Bei rund einem Drittel aller Menschen mit einer Parkinson-Erkrankung entwickelt sich zusätzlich eine Demenz. Diese Form der Demenz beginnt schleichend und schreitet mur langsam voran. Sie tritt bei über 75-Jährigen bei rund jedem zweiten Parkinson-Patienten auf. Besteht die Parkinson-Erkrankung allerdings bereits vor dem 40. Lebensjahr, ist das Risiko einer Demenzerkrankung extrem gering.
Dabei sind die Symptome – anders als bei Alzheimer – seltener der Gedächtnisverlust, sondern vielmehr eine reduzierte Aufmerksamkeit, ein verlangsamtes Denken und immer wieder auch Halluzinationen. Der Auslöser ist hier jedoch ebenfalls ein Mangel des Botenstoffs Acetylcholin. Eine genetische Mutation liegt der Parkinson-Demenz allerdings nicht zugrunde, sodass diese nicht vererbbar ist.
Vererbung der frontotemporalen Demenz (FTD / Morbus Pick)
Die frontotemporale Form der Demenz beginnt teilweise bereits in einem Alter von 20 Jahren und äußert sich in einer deutlichen Veränderung der Persönlichkeit. Die Ursache ist hier ein Rückgang von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich (Fronto-Temporal-Lappen) des Gehirns. Das führt zu einer Veränderung von Sozialverhalten, Emotionen und der persönlichen Eigenschaften. Zu Orientierungs- und Gedächtnisverlusten kommt es allerdings erst im späteren Stadium der Krankheit.
In vielen Fällen wurde die FTD durch eine Mutation des Erbgutes nachgewiesen. Diese ist vermutlich verantwortlich für den Aufbau jener Proteine, die zu einem Absterben der Gehirnzellen führen. Man geht davon aus, dass rund 5-10 Prozent aller Fälle auf eine Vererbung zurückzuführen sind. Verantwortlich ist dabei voraussichtlich die Mutation folgender Gene:
- Tau-Gen
- Progranulin-Gen
- C9orf72, das Motoneuronerkrankungen oder frontotemporale Demenz verursachen kann
Genetischer Test
Besteht der Verdacht auf ein erhöhtes Demenzrisiko lässt sich die erbliche Variante zweifelsfrei über einen Gentest nachweisen. Dazu wird aus dem Blut DNA extrahiert und es lässt sich zweifelsfrei feststellen, ob eine Genmutation vorliegt.
Demenz vorbeugen
Einen 100-prozentigen Schutz vor Demenz gibt es keinen. Dennoch hilft es, Körper und Geist fit zu halten, um einer nicht erblich bedingten Demenzerkrankung vorzubeugen, z. B. durch:
- gesunde Ernährung
- sportliche Betätigung
- Gedächtnistraining
Weiterführendes
Die Asklepios-Kliniken informieren über die Vererbung psychischer Krankheiten:
Zum Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz:
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